Was ich öfters im Bewerbungscoaching erlebe: Bewerber, die mitunter schon sehr gut aufbereitete Unterlagen mitbringen und bei denen es dennoch bei der Jobfindung nicht so recht klappen will. Bewerber, die schon einige Jobinterviews hatten, gut vorbereitet waren und jedes Mal mit einer Absage rausgingen. Die Fragen lauten dann: Christine, was läuft bei mir schief? Wie kann ich entspannt im Bewerbungsprozess bleiben?
Oft ist es so, dass ich schon in den ersten Minuten des Bewerbungscoachings merke, dass er oder sie so viel Druck mitbringt, den wir als Entscheider (damit meine ich Personaler und zukünftige Vorgesetzte) bewusst oder unbewusst wahrnehmen. Und Druck wirkt immer destruktiv.
Stelle es Dir einmal bildlich vor: Wenn Du jemanden in die Ecke drängst, dann geht der andere automatisch mehrere Schritte zurück. Genauso ist es im Bewerbungsprozess. Manche Kandidaten bringen so einen Druck mit, der uns als Entscheider mehrere Schritte zurück gehen lässt beziehungsweise uns sehr schnell zur Absage veranlasst.
Es ist ein Dilemma, denn zum einen ist es natürlich nachvollziehbar, dass Du schnell einen guten Job bekommen möchtest. Du gibst Vollgas und willst unbedingt, dass man sich für Dich entscheidet. Zum anderen fühlen wir Entscheider uns am meisten von entspannten, selbstsicheren Kandidaten angezogen. Von Kandidaten, die sich ihres Wertes bewusst sind und mit uns auf Augenhöhe sprechen.
Hier meine Tipps, wie Du entspannt im Bewerbungsprozess bleibst:
Heutzutage ist Jobfindung ein Projekt für sich
Mache Dir bewusst, dass sich heutzutage mit zunehmender Qualifizierung und Berufserfahrung die Jobfindung oftmals um ein Vielfaches verlangsamt. Vor wenigen Jahren war es oft noch so, dass Du nur wenige Wochen gesucht hast oder sofort einen neuen Job im Anschluss hattest.
Heutzutage sind die meisten Stellenausschreibungen so spezifisch geschrieben, dass Du erst einmal genau abwägst, ob Du Dich darin wiederfindest und Du Dich bewerben willst. Du informierst Dich genau über das Unternehmen und stellst Deine Unterlagen passgenau zusammen.
Hinzu kommt, dass wir Unternehmen tendenziell weniger, vor allem höher qualifizierte Stellen anbieten und bei Einstellungen sehr „vorsichtig“ sind. Das heißt, dass Entscheider darauf bedacht sind möglichst von Anfang an die, den richtige/n Kandidaten/in einzustellen. Dies kann längere Personalauswahlprozesse nach sich ziehen.
Kurzum: Jobfindung kann heutzutage in der Regel um ein Vielfaches länger dauern. Plane mehr Zeit ein, wenn Du einen guten und passgenauen Job finden willst.
Du willst und Du darfst einen guten Job bekommen
Als Berufs- und Bewerbungscoach lautet mein Motto: Mach den Job, der Dir wirklich Freude bereitet und folge Deinem Herzen!
Du verbringst (wenn Du in Vollzeit arbeiten möchtest) rund 75 % Deiner Zeit im Job. Der Job darf Dir Freude machen und Dich erfüllen. Deshalb schließt sich hier der Kreis zum eben genannten Punkt: Gib Dir Zeit, den Job zu finden, der wirklich gut zu Dir passt und der Deinen Interessen und Vorstellungen entspricht.
Vielleicht es an dieser Stelle auch noch einmal sinnvoll zu hinterfragen, was Du wirklich willst?! Aus meiner Erfahrung wissen das die meisten Bewerber nicht und oftmals gestaltet sich aus diesem Grund die Jobfindung diffus und frustrierend. Denn wenn im Inneren der Kompass wirr ist, dann spiegelt sich das im Außen – in dem Fall im Bewerbungsprozess – wieder und es will „irgendwie“ nicht klappen.
Personalentscheider fühlen sich von entspannten und selbstsicheren Kandidaten angezogen
Mache Dir bewusst, dass wir Personalentscheider uns von selbstsicheren und entspannten Kandidaten angezogen fühlen.
Du stärkst Deine Selbstsicherheit indem Du Dir Deine ganzen Stärken und bisherigen Berufserfahrungen einmal bewusst vor Augen führst und Dich auf Dich und auf Dein besonderes Profil konzentrierst.
Beantworte Dir vor jeder Bewerbung, vor jedem Jobinterview die wichtigste Frage: Wieso sollte man gerade mich einstellen?
Je mehr Du Dir wieder Dein einzigartiges Profil, Deine Passgenauigkeit bewusst machst, desto selbstsicherer und demzufolge entspannter trittst Du auf. In der Bewerbung und im Jobinterview. Und Du weißt jetzt: Wir mögen entspannte und selbstsichere Bewerber.
Im Bewerbungsprozess gilt: Wir arbeiten immer für und mit Menschen
Bitte habe im Kopf, dass neben den fachlichen, spezifischen Anforderungen es vor allem (!) darum geht, ob zwei Menschen beziehungsweise Parteien zusammen passen, sprich zukünftig zusammen arbeiten wollen.
Dabei gilt: Gleich und Gleich gesellt sich gern.
Wenn Du Dich selbst gut kennst, Dich beschreiben kannst und Eigenschaften auflistest, die Du an Dir schätzt, wirst Du genau die Menschen (überings auch privat) anziehen, die diese Eigenschaften auch mitbringen. Achte auf positive Formulierungen, wenn Du Dich selbst und Dein zukünftiges berufliches Umfeld beschreibst. Schreibe Deine Gedanken dazu auf: Das Aufschreiben sortiert und macht alles Unbewusste bewusst und somit präsent.
Mach Dir bewusst, wie die Menschen sind, mit denen Du Dich beruflich (und auch privat) gerne umgibst. Genau auf diese Menschen wirst Du auch im beruflichen Umfeld treffen. Deine passenden Vorgesetzten und Kollegen warten schon auf Dich und freuen sich darauf Dich endlich kennenzulernen. Entspannt und selbstsicher.