In der Interviewreihe „Was Personaler wirklich wollen“ geben Personaler ehrliche Antworten zu den Themen „Bewerbungsunterlagen“ und „Jobinterview“. Den Anfang macht Carolin Streller (Foto links): Sie ist Personalbeschafferin bei Amazon Web Services mit dem Recruiting – Fokus auf Software Engineers. Branche: Internet.
Bitte beachte, dass die Antworten teilweise sehr spezifisch auf die Branche und die Positionen zugeschnitten sind. Das passt zu meinem Credo: Bewerbungen sind stets individuell und berücksichtigen die speziellen Anforderungen der Branche, der Position und Deiner Persönlichkeit.
1. Carolin, welche Bewerbungsunterlagen punkten bei Dir und beim Fachbereich?
Komplette Unterlagen. Das heißt, wir erwarten ein gutes Anschreiben und einen Lebenslauf, mit der für die Position relevanten Berufserfahrung. Tipp: gebt den Kenntnisstand bei Euren IT-Skills mit an. Das erleichtert die Auswahl. In unserer Branche sind Zeugnisse nur bedingt notwendig. Viel wichtiger ist, dass herauskommt, dass der-/diejenige die notwendigen Skills mitbringt. Das Anschreiben ist dabei maximal eine Seite lang – oft reicht eine halbe Seite. Es sagt mir kurz und knackig, wieso der-/diejenige Bewerber/in für die Position geeignet und wieso er/sie gerade zu uns will.
2. Hand aufs Herz – worauf schaust Du zuerst, wenn Du Bewerbungsunterlagen sichtest?
Auf den Lebenslauf. Wichtig: bitte schreibt unter den einzelnen beruflichen Stationen auch immer – gerne in Stichpunkten – was Eure Aufgaben waren. Das gibt uns die Möglichkeit zu verstehen, was Ihr bei der jeweiligen beruflichen Station gemacht habt und deckt sich optimalerweise mit den Anforderungen der Position, auf die Ihr Euch bewerbt.
3. Was sind absolute Bewerbungs-No-Gos und siehst Du leider immer wieder?
Europass – Lebensläufe, Bewerbungsfotos, die den Bewerber einfach nicht gut rüberbringen und Angaben über den Beruf der Eltern im Lebenslauf.
4. Tipps, die Du Kandidaten an die Hand geben möchtest?
In unserer Branche und in dem Bereich, wo ich rekrutiere – Software Engineering – werden Fotos überbewertet. Lieber weglassen, statt ein unvorteilhaftes Foto drin zu haben. Angaben über das Alter und den Familienstand könnt Ihr auch getrost rauslassen.
5. Welches war die beste Bewerbung, die Du je erhalten hast und wieso?
Da gab es mehrere. Ein Bewerber hat sein “Anschreiben“ auf YouTube hochgeladen. Ein anderer hat seinen Lebenslauf als Art Diagramm dargestellt, sehr anschaulich. Uns sind personalisierte Bewerbungen sehr wichtig und wir freuen uns über Kandidaten, die sich was einfallen lassen.
6. Wie läuft ein Jobinterview bei Euch ab?
Es gibt zunächst einen Telefontermin, in dem technische Skills und Grundsatzfragen, wie Gehalt und Einstiegsdatum, geklärt werden. Danach gibt es persönliche Interviews, in denen man den Fachbereich kennenlernt. Es gibt in der Regel mehrere, kurze nacheinander folgende Gespräche an einem Tag. In unserem Bereich ist es üblich – neben dem persönlichen Gespräch – auch Coding-Aufgaben zu stellen.
7. Wie bereiten sich Kandidaten am besten auf ein Interview vor?
Dank des Internets und vielen Bewerbungsratgebern/-beratungen gibt es die Möglichkeit, sich über allgemeine, wichtige Fragen, die in einem Interview gestellt werden, zu informieren. Es ist zudem immer gut, sich Gedanken über seine Stärken zu machen und diese auch mit konkreten Beispielen belegen zu können. Dazu sollte jede/r die klassische Frage „Wieso haben Sie sich bei uns beworben?“ überzeugend beantworten können. Und: bitte informiert Euch über das Unternehmen und seine Businessstrategie. Wir wollen interessierte und informierte Bewerber.:-)
8. Worauf achtest Du beim Gespräch am meisten?
Authentizität. Leidenschaft für das Unternehmen und die Stelle.
9. Was geht gar nicht – ist ein No-Go?
Zu spät kommen zum Interview und dann noch ohne Bescheid zu geben. Achtet darauf, dass Ihr 5-10 min vorher zum Termin da seid.
10. Was gibst Du potentiellen Kandidaten, die zum Gespräch kommen, mit?
Denkt daran: es ist ein beidseitiges Kennenlernen. Bitte bleibt entspannt. Eine gute Vorbereitung ist das eine – die endgültige Entscheidung, ob beide Parteien zueinander kommen, hängt von sehr vielen anderen Faktoren ab. Mit dieser Einstellung geht Ihr entspannter ins Gespräch.