Wenn Du Dich beruflich neu orientieren möchtest, ist es wichtig in diesem Zusammenhang Deine Stärken zu kennen. Interessanterweise kennen die meisten Menschen ihre Stärken nicht. Und dies, obwohl es das entscheidende Kriterium ist, um sich beruflich neu zu orientieren. Das liegt meines Achtens daran, dass wir fast alle auf Schwächen und ständige Optimierungen unserer selbst getrimmt wurden.

Ich gebe Dir ein einfaches Beispiel: In der Schule beim berühmten Diktatschreiben wurden die sogenannten Fehler rot markiert und hervorgehoben. Du konntest nur drei Fehler von insgesamt 100 Wörtern haben und unten drunter stand dennoch 3/100 in rot markiert. Man hätte auch in grün schreiben können „Hey, Du hast 97 richtige Wörter/97 Prozent richtig gemacht“. Die drei markierten Fehler stachen sofort ins Auge und so erfolgt eine zukünftige Fokussierung auf unsere Schwächen.

Das ist nur eines von vielen Beispielen wie die meisten von uns erzogen wurden. Was im Grunde passiert, ist dass der einzelne Mensch es als Kind lernt, dass es zum einen auf Fehler achten soll, die Schwächen im Mittelpunkt stehen und es zum anderen ständig besser, ja sich verbessern soll. Eine fatale Entwicklung, die uns spätestens im Erwachsenenalter auf die Füsse fällt.

Kaum jemand kennt seine Stärken wirklich

Ich habe mal den Satz gelesen: „Alles steht und fällt mit Deinem Selbstwert.“ Dem stimme ich voll und ganz zu. Wir stolpern also später mehr oder weniger durchs Leben. Wir sind auf die Vermeidung von Fehlern aus, verurteilen uns selbst, wenn wir vermeintlich nicht gut genug sind und kennen uns selbst nicht. Vor allem kennen wir unsere Stärken nicht. Wir landen scheinbar zufällig in beruflichen Situationen, die uns nicht selten unsere Selbstwertthemen spiegeln.

Interessanterweise habe ich in den vielen Berufscoachings der letzten Jahre feststellen dürfen, dass kaum ein Mensch sich wirklich gut selbst kennt, geschweige denn seine Stärken. Selbst Menschen, die in Positionen sind, in denen sie andere Menschen führen und Menschenkenntnis gefragt ist, können nur schwer ihre eigenen Stärken benennen. Zudem habe ich stets viel Zurückhaltung („Oh, meine Stärken, ich weiß nicht recht …“) beobachtet, was daraus schließen lässt, dass es uns nicht beigebracht wurde, unsere Stärken zu beleuchten. Zudem ist das Thema bei vielen mit Scham behaftet nach dem Motto „Über sich selbst lobend sprechen, schickt sich nicht“. Spannend ist, dass aber in den meisten Fällen, in denen ich über Potentiale spreche, mir sofort die vermeintlichen Schwächen genannt werden können. Das zeigt die bereits zuvor erwähnte Erziehung mit der Fokussierung auf die Schwächen statt Stärken.

Denke einmal darüber nach, was es macht, wenn alle damit beschäftigt sind die vermeintlichen Schwächen auszumerzen, damit verbundene Ängste zu überdecken und sich immer wieder selbst runterzumachen durch verurteilende Gedanken. Kaum jemand geht selbstbewusst und um seine Stärken wissend durch die Welt. Und gerade im beruflichen Kontext fällt uns das oft auf die Füße. Man hat immer das Gefühl nicht gut genug zu sein, zu viel zu geben, ist unsicher und versucht oftmals zu gefallen und einfach mithalten zu können. Dies alles geschieht aus dem Grund, weil wir uns selbst nicht wirklich kennen. Dazu kommt, dass wir es uns nicht vorstellen können, dass wir selbst unsere erlebte Realität miterschaffen durch unsere Gedanken und Gefühle.

Ich sage im Coaching gerne, dass es keine Zufälle gibt. Es kann einem höchstens etwas „zufallen“ aufgrund der Tatsache, dass man vorher bestimmte Dinge ausgestrahlt hat. Dinge, damit meine ich Gedanken und Gefühle, die man zu sich selbst und der Situation hatte. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass Menschen, die ihre Stärken kennen und demzufolge auch selbstbewusster auftreten oftmals im Beruflichen erfolgreicher sind. Alles ist miteinander verbunden und reagiert aufeinander.

Berufliche Neuorientierung: Kenne Deine Stärken und gehe damit raus in die Welt

Wenn Du vorhast Dich beruflich neu zu orientieren, dann lade ich Dich ein, zunächst Dich einmal hinzusetzen und Deine Stärken herauszufinden. Lerne Dich selbst besser kennen. Was kannst Du gut? Was fällt Dir so leicht, dass Du es (bisher) übersehen hast? Ich weiß, dass jeder Mensch, egal, was er über sich denken und fühlen mag, seine ganz individuellen Stärken hat. Sie sind oftmals nur verborgen durch Erziehung, negative Erfahrungen und einfach Unbewusstheit.

Dafür brauchen wir keine aufwendigen, teuren Tests, die uns von außen unsere Stärken benennen. Es reicht, wenn Du Dich hinsetzt mit einem Blatt Papier und hinschreibst „Meine Stärken“. Es können Softkills oder Hardfacts sein. Du wirst vermutlich feststellen, dass Du viel mehr Softskills aufschreiben wirst. Softskills sind sogenannte weiche Fähigkeiten wie zum Beispiel „Zuverlässigkeit, freundlich sein, ordentlich sein…“ Hardfacts, also die sogenannten harten Fakten, sind zum Bespiel eine bestimmte Ausbildung, die Du absolviert hast, eine erlernte Sprache oder die Jahre an Erfahrung in einem Bereich.

Es genügt, wenn Du Deine Stärken in Stichpunkten aufschreibst und dahinter schreibst, was Du damit meinst oder ein Beispiel aus Deiner Erfahrung gibst. Dadurch setzt Du Dich einmal mit der Stärke auseinander und sie vertieft sich in Deinem Gedächtnis. Zugleich definierst die jeweilige Stärke für Dich. Denn interessanterweise ist es so, dass jeder Mensch eine eigene Definition zu einer Stärke hat. Fragst Du drei Menschen, was für sie Zuverlässigkeit bedeutet, wird Dir jeder Einzelne etwas anderes, wenn auch nur leicht abgewandelt, erzählen. Spannend. Wichtig ist, was bedeutet die Stärke für Dich. Schreibe in etwa zehn bis 15 Stärken auf. Es können auch vermeintliche Kleinigkeiten sein. Manche Stärken werden sich ähneln. Aus meiner Erfahrung in den Berufscoachings fällt der Anfang meist schwer und dann, wenn wir drin sind und uns mit unseren Stärken beschäftigen, fällt uns immer mehr ein und mancher Klient kommt dann mit einer sehr langen Liste zurück.

Wenn die Suche nach Stärken in unserem Gehirn, als der Computer schlechthin, eingestellt ist, geht es los und uns fallen immer mehr Stärken und dazu passende Situationen ein. Und schon programmieren wir uns dabei selbst mit um, indem wir den Fokus auf unsere Stärken richten. Es macht meist schon automatisch etwas mit uns und ändert unser Selbstbild und unsere Ausstrahlung. Auf einmal gehen wir anders durch die Welt. Wir werden selbstbewusster und das, weil wir uns unserer selbst mehr bewusst sind (ich mag das Wort Selbstbewusstsein – sich seiner selbst bewusst sein). Ein Mensch, der seine Stärken kennt, geht anders durch die Welt und erfährt sie anders, weil er auch wiederum anders – selbstbewusster – wahrgenommen wird. Ich sage gerne zu meinen Klienten: Finde Deine Stärken heraus und gehe damit auf Markt.

Schau nicht auf Deine vermeintlichen Schwächen, sondern fokussiere Dich auf Deine Stärken

Es ist hierbei ein großer Irrtum zu glauben, dass man alles können muss. So war es in der Schule als wir dachten, ein jeder müsse gut in Mathematik, Englisch oder Sport sein. Das hat wenig mit dem späteren Leben zu tun. Und überhaupt hat ein jeder von uns individuelle Stärken. Wer gut in Mathematik ist, dem liegt Sport beispielsweise nicht. Wer in Kunst gut ist, der kann zum Beispiel mit Physik oder Chemie nicht viel anfangen. Jeder Mensch ist einzigartig. Wichtig ist, dass wir lernen, dass ein jeder von uns seine Stärken hat und nicht in allem gut sein kann. Dann wäre die Individualität nicht mehr gegeben und das Leben hier auf der Erde wäre ganz schön langweilig. Statt also zu denken „Oh je, darin muss ich auch noch besser werden.“ verschwende keine Zeit und Energie, sondern konzentriere Dich auf Deine Stärken. Gehe damit auf den (Berufs-)Markt.

Es ist vollkommen ausreichend, egal, was der Kopf Dir sagt. Wenn Du weißt, was Du gut kannst, bist Du selbstbewusster und wirst gemäß Deinen Stärken und Fähigkeiten zu einer beruflich passenden Situation geführt. Viel weniger als das Tun und Machen hierbei (keine Angst, Du musst nicht herumschreien, wie gut und toll Du bist) ist Deine neue Ausstrahlung, die Du durch das Bewusstmachen Deiner Stärken gewinnst. Berufliche Situationen, Gelegenheiten und dazu passende Menschen ziehen sich immer an. Das ist ein Lebensgesetz, das in etwa besagt „Gleiches zu Gleichem“.

Also, finde Deine Stärken heraus, wenn Du Dich beruflich neu orientieren willst. Mache sie Dir bewusst. Frage gerne auch Menschen, die Dir nahe stehen, welche Stärken sie bei Dir sehen. Ob berufliche oder private Stärken sind hierbei egal, denn Du gehst immer als ganzer Mensch in eine neue berufliche Situation. Halte den Fokus immer wieder auf Deine Stärken, gehe damit auf den Markt. Das, was uns leicht fällt und für uns beinah so selbstverständlich ist wie beispielsweise das Atmen, sind meist unsere größten Stärken, die auf dem Markt und von der Welt am meisten gebraucht werden.

Wenn Du Deine Stärken noch nicht kennst und Dir Unterstützung wünscht, helfe ich Dir im Berufscoaching (Berlin und online) gezielt und bestärkend Deine Potentiale zu finden und einzusetzen.